Von Dr. Patrick Bergmann, Geschäftsführer Madaster Deutschland
Im Dezember 2023 veröffentlichte das World Economic Forum (WEF) ein White Paper, das aufzeigt, wie der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft im Bauwesen nicht nur die Umweltauswirkungen verringern kann, sondern auch zu wirtschaftlichen Gewinnen und Ressourceneinsparungen führt. Dem Paper zufolge macht die Wiederverwendung von Materialien und Mineralien den größten Teil des potenziellen Nettowertzuwachses bis 2030 und darüber hinaus aus.
Wenn es um Kreislaufwirtschaft und zirkuläres Bauen geht, zögern immer noch viele Unternehmen und Kommunen, aus Angst vor höheren Kosten. Dieses Gefühl ist nicht ganz unbegründet, da die Kosten in die frühen Planungsphasen verlagert werden. Dennoch können Projekte insgesamt sogar kostengünstiger werden, da die späteren Kosten durch eine durchdachte zirkuläre Planung deutlich gesenkt werden können.
Die Autoren des WEF-Artikels gehen davon aus, dass bis 2030 durch eine funktionierende Kreislaufwirtschaft im Bausektor allein mit den Materialien Zement, Beton, Stahl, Aluminium, Kunststoff, Glas und Gips 0,5 bis 0,8 Gigatonnen CO2 eingespart werden können. Gleichzeitig wird in diesem Bereich eine Netto-Wertschöpfung von 31 bis 46 Milliarden US-Dollar prognostiziert.
Entscheidend sind dabei folgende vorgeschlagene Loops innerhalb der drei Dimensionen eines Gebäudes: Materialien/Mineralien, Energie und CO2.
Die drei wichtigsten Loops im Bereich der Materialnutzung sind dabei die Wiederverwendung und Wiederaufbereitung von Produkten sowie deren Recycling als Sekundärmaterial für neue Produkte. Ebenso wichtig ist eine qualitative Baukonstruktion, die möglichst lange Bestand hat, sowie Maßnahmen im Bereich der Gebäudenutzung, die eine lange Nutzungsdauer sicherstellen. In diese grundlegenden Überlegungen sollte auch die Reduktion des Materialverbrauchs insgesamt einfließen, oder zumindest die Substitution primärer Ressourcen durch sekundäre. Dazu gehört auch das Recycling von Materialien aus Produkten außerhalb der Baubranche sowie das Recycling der im Herstellungsprozess anfallenden Materialien.
Beim Energieverbrauch sollte der Fokus weiterhin auf der verstärkten Nutzung erneuerbarer Energie liegen.
Die dritte Dimension betrifft den CO2-Kreislauf. Hier wird auf „CCS“-Verfahren, also CO2-Abscheidung und -Speicherung, entweder direkt an der Emissionsquelle oder aus der Umwelt, verwiesen. Auch „CCU“-Verfahren, die das CO2 der Emissionsquelle nicht speichern, sondern aufbereiten und für andere industrielle Prozesse nutzbar machen, werden an dieser Stelle erwähnt. Obwohl CCU-Verfahren keinen direkten Klimaschutzeffekt haben, können sie ein Abfallprodukt (CO₂) in eine Ressource verwandeln und so Ressourceneffizienz und wirtschaftliche Wertschöpfung fördern. Die Verfügbarkeit von CO₂-Speicherverfahren ist wichtig für die Begrenzung der Erderwärmung. Die Verfügbarkeit von Verfahren zur CO2-Speicherung wird von vielen Szenarien zur Eindämmung der Erderwärmung auf 2°C einkalkuliert. Für das Erreichen des 1,5°C-Ziels setzt das IPCC ebenfalls auf solche Verfahren. Der entsprechende Sonderbericht „Carbon Dioxide Capture and Storage“ wurde bereits 2005 veröffentlicht. Bisher sind solche Systeme jedoch nicht im großen Rahmen verfügbar und haben eine sehr schlechte Energieeffizienz.
Umso wichtiger ist es, dass wir anfangen, unsere Materialkreisläufe zu schließen und Gebäude nicht mehr als lineare Produkte zu betrachten. Daten sind dabei eine wichtige Grundlage, an der wir bei Madaster arbeiten. Madaster bietet eine digitale Plattform, die alle relevanten Daten zu Materialien, Energie und CO₂-Emissionen sammelt und auswertet. Durch die transparente Bereitstellung dieser Daten erleichtert Madaster die Wiederverwendung von Materialien und die Planung zirkulärer Bauprozesse, was zu Kosteneinsparungen und verbesserter wirtschaftlicher Effizienz führt. Darüber hinaus unterstützt Madaster die Reduzierung des Materialverbrauchs und fördert Wiederverwendung und Recycling, was maßgeblich zur Umsetzung der Kreislaufwirtschaft in der Bauindustrie beiträgt.
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