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Klimaneutral bis 2050 – Start-Ups könnten es möglich machen

Von Thomas Gawlitta, Founder DMREx


Der jüngste Bericht des IPCC, des Weltklimarates der Vereinten Nationen, wurde in diesem Monat veröffentlicht. Obwohl Deutschland seine Emissions-Reduktionsziele zumindest in einigen Sektoren erreicht hat, sind die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Weltklimarates alarmierend. Vor allem die Industrienationen müssten ihre Treibhausgasemissionen massiv reduzieren, um das 1,5 Grad Ziel, festgeschrieben im Pariser Klimaabkommen, noch zu erreichen. Ein Apell, an die Veränderung also. Veränderung braucht Innovation und Innovation braucht Geld, weil gute Ideen eben nicht auf Bäumen wachsen. Der Gebäudesektor ist in der EU für 40% des Energieverbrauchs und für mehr als 30% der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Diese Zahlen schreien förmlich nach Veränderung. Wie sieht das der Staat? Ist Deutschland gut genug aufgestellt, wenn es um Forschung und Entwicklung im Gebäudesektor geht? Und was, wenn nicht?

Kein Schwerpunkt im Haushalt


Forschung und Entwicklung ist wichtiger denn je, denn mit den Werkzeugen, die Probleme verursacht haben, kann man diese nur bis zu einem gewissen Grad reparieren. Das ist in allen Bereichen der Gesellschaft so, das weiß auch die deutsche Bundesregierung. Aktuell steckt sie 3,1% des BIPs in Forschung und Entwicklung. Das sind circa 112,6 Milliarden Euro. Der Großteil dessen fließt in die Wirtschaft. Wohin genau schlüsselt das Statistische Bundesministerium nicht auf. Der Immobiliensektor, der circa 20% der Gesamtwirtschaft ausmacht, wird nicht aufgelistet, nimmt also keinen Schwerpunkt im diesjährigen Haushalt ein. Dabei gibt es hier so viel zu tun. Das Gebäudeenergiegesetz von 2020 verlangt unzählige Bestandsoptimierungen, energetische Sanierungen und Substitutionsmaßnahmen. Ein wichtiger, und auch teurer Schritt, auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2050. Eine Studie der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen hat ausgerechnet, dass das Investitionsvolumen für dieses Unterfangen zwischen 2,6 und 3,6 Billionen Euro kosten wird. Eine Zahl, fast so groß wie das Bruttoinlandsprodukt. Dass radikales Umdenken kostet, ist vielen der 800.000 Unternehmen in diesem Sektor bewusst. Sie wissen, dass sich mittel- und langfristiger Erfolg an neuen Maßstäben misst und nur die Kombination aus ökonomischer, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit langfristig tragbar sind. Die Branche mit dem größten wirtschaftlichen Hebel ist bereit, sich zu verändern und damit ihren Teil zur bundesweiten Zukunftsstrategie beizutragen. Dafür braucht sie sowohl staatliche wie auch private Unterstützung.


Trendwende im öffentlichen Diskurs

Geld allein wird die Transformation des Gebäudesektors allerdings nicht lösen. Es braucht Heizungstechniker, die Wärmepumpen einbauen und Handwerker, die PV-Anlagen installieren. Es braucht kluge Köpfe, die Energiemanagement-Systeme entwickeln und Menschen, die sich mit der Beschaffung von alternativen Rohstoffen beschäftigen, denn der Klima-Killer Beton ist out. Seit einigen Jahren wird viel über den Fachkräftemangel diskutiert, auch im Gebäudesektor. Das ist tatsächlich ein Problem, aber ein lösbares. Dass Kundinnen und Kunden so lange auf Termine des lokalen Sanitärinstallations-Unternehmens warten, hat nicht nur mit Unterbesetzung zu tun, sondern mit extrem hohen Bedarf. Im vergangenen Jahr hat die Regierung den Einbau von 236.000 Wärmepumpen finanziell unterstützt. Das ist mehr als doppelt so viel, wie im Jahr davor. Die gleiche Entwicklung lässt sich bei PV-Anlagen beobachten. Der öffentliche Wille, CO2-neutral zu wohnen, und Geld dafür auszugeben, um das große Ganze, nämlich das Klima und damit den Planeten, Lebensgrundlage für uns alle, zu retten, scheint schwerer zu wiegen, als die Sorge, einen aufgenommenen Kredit nicht zurückzahlen zu können. Der öffentliche Wille zu mehr Klimaschutz, in Privathaushalten und in der Industrie und Wirtschaft, wird die Trendwende im Gebäudesektor zusätzlich vorantreiben. Die neuen Standards, die die Bundesregierung im Gebäudeenergiegesetz beschlossen hat, scheinen zum Statussymbol zu werden, in einer Gesellschaft, die sich verändern möchte.


Digitalisierung als Treiber der Trendwende


Angetrieben wird diese Stimmung von der Digitalisierung und dem gesamten PropTech-Bereich. Das Geld, was die Bundesregierung nicht in Forschung und Innovation des Immobiliensektors steckt, wird nämlich von Risikogeldgebern, sogenannten Venture Capitals (VC) bereitgestellt. Im vergangenen Jahr hat sich die Summe auf 767 Millionen Euro belaufen. Die PropTech Szene hat also einen massiven Einfluss auf den Immobiliensektor und hat auf Grund ihrer unzähligen Start-Ups, die sich die Lösung verschiedenster Probleme zu Eigen machen, ein enormes menschliches Kapital. Während sich die PropTech Szene die Digitalisierung, den Haupttreiber von gesellschaftlichem und wirtschaftlichem Wandel, zu Eigen macht, transformiert sie die Branche, weil sie Ökologie, Ökonomie und Soziales verbindet und so das Vakuum füllt, was die Regierung geschaffen hat. Es scheint eine gesunde Symbiose zu sein, aus nüchternen Rahmenverträgen wie dem europäischen Green Deal und dem deutschen Gebäudeenergiegesetz sowie der Kreativität der Start-Up Szene, die die Trendwende ermöglicht. Dabei ist allen klar, dass die Herausforderungen riesig sind. Aber für was lohnt es sich mehr zu arbeiten als für etwas so Großes?


Die Mehrheit will das Gleiche – eine positive Bilanz

Auch wenn der Staat im Bereich Forschung und Innovation im Gebäudesektor eine untergeordnete Rolle spielt, unterstützt er mit sämtlichen Subventionen das radikale Umdenken im Immobiliensektor. Damit lässt er ein monetäres Vakuum vor allem in der Prop-Tech Szene, die aktuell von VCs gefüllt wird. Das ist gut und wichtig und wird auch vom World Green Building Council, einer internationalen Nichtregierungsinstitution unterstützt, die sich, angelehnt an das Pariser Klimaabkommen dafür einsetzt, den Immobiliensektor bis 2050 klimaneutral zu machen. Noch vor wenigen Jahren schien dieses Ziel undenkbar. Heute ist es das nicht mehr, denn Staat und Wirtschaft verfolgen das gleiche Ziel: Klimaneutralität, um global eine lebenswerte Zukunft für alle möglich zu machen. Noch ist es dafür nämlich nicht zu spät.



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