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Immobilienwirtschaft in der Verantwortung: ESG-Prinzipien im Check

Aktualisiert: 30. Juli 2023

Der Trend zur unternehmerischen Verantwortung hat sich in den letzten Jahren auch in der Immobilienbranche durchgesetzt. Der zunehmende öffentliche Druck und die Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen- angeheizt durch die Corona-Pandemie - machen sich deutlich bemerkbar. Auch regulatorische Initiativen wie die EU-Taxonomie begleiten die Transformation der Immobilienwirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit. PropTech könnte sich zum entscheidenden Erfolgsfaktor für die Erreichung der ESG-Ziele entwickeln.

Was bedeutet ESG? ESG - Environmental, Social, and Corporate Governance - bezieht sich auf die drei zentralen Faktoren der Bewertung von Nachhaltigkeit einer Investition und der sozialen Auswirkungen eines Unternehmens oder Geschäfts. Die ESG-Grundsätze wurden erstmals 2004 im UN-Bericht "Connecting Financial Markets to a Changing World" vorgestellt. Inzwischen hat sich diese Richtung auf viele Bereiche der Wirtschaft ausgeweitet und gewinnt aufgrund der Bedeutung der Nachhaltigkeit auf Unternehmensebene immer mehr an Popularität. Diese Kriterien sind nicht nur nützlich, um Unternehmen für das Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren, sie tragen auch dazu bei, die künftige finanzielle Leistungsfähigkeit von Unternehmen besser zu bestimmen, da immer mehr Investoren die Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft berücksichtigen. Nach Angaben von Deloitte sind bereits viele Länder dabei, die Vorschriften für die obligatorische Offenlegung von Klimarisiken und Treibhausgasemissionen sowie die standardisierte Offenlegung von ESG- Informationen für Emittenten fertigzustellen.


Werte schaffen Mehrwert

Private wie institutionelle Anleger sind bereit, ihr Kapital Unternehmen anzuvertrauen, die ethisch und nachhaltig arbeiten. Infolgedessen gehören ESG-Themen zu den wichtigsten Trends, die die Wertentwicklung von Aktien beeinflussen, ebenso wie Inflation, Zinssätze und globale Themen. Immer mehr Investoren ziehen es vor, mit verantwortungsbewussten Unternehmen zusammenzuarbeiten, die die Notwendigkeit von Nachhaltigkeit und sozialen Auswirkungen erkannt haben, und ihnen vorteilhaftere Finanzierungs- oder Kreditangebote zu machen. Nach Angaben von Statista begann der S&P 500 ESG-Index im Jahr 2020, den S&P 500 um durchschnittlich vier Punkte zu übertreffen. Außerdem steigern solche Programme das Markenimage eines Unternehmens.


ESG-Compliance als Garantie für Kostensenkungen


Durch die Umsetzung von ESG-Programmen können Unternehmen jeder Größe wesentliche Indikatoren wie Logistik- und Abfallverarbeitungskosten sowie den Energie- und Wasserverbrauch überwachen, was insbesondere für Immobilienunternehmen von Bedeutung ist. Neben dem Kostenmanagement sorgen ESG-Programme auch für betriebliche Effizienz, ein geringeres Risiko von Bußgeldern/Strafzahlungen, ein besseres Risikomanagement und mehr Innovation.


Auch Immobilieninvestoren konzentrieren sich zunehmend auf eine nachhaltige Entwicklung der Branche. Regierungen und Projektentwickler in vielen Ländern wenden die ESG- Standards bereits auf Immobilien an. Die Einhaltung von ESG-Standards in Immobiliensektor zeigt, dass diese Anlageklasse auch mit Richtlinien für nachhaltige Entwicklung relevant bleibt. Zusätzlich zu den Vorteilen von ESG-Immobilieninvestitionen wächst das Bewusstsein, dass Immobilien einen bedeutenden sozialen Einfluss haben können - entweder durch die Sanierung von öffentlichen Räumen, Schaffung von erschwinglichem Wohnraum, Sozialwohnungen und Pflegezentren oder durch Investitionen in neue Gebäude mit ökologischem Schwerpunkt, insbesondere in "grüne" Gebäude.

Die wichtigsten ESG-Kennzahlen für Immobilienunternehmen

An wohl erster Stelle steht Energie-Effizienz: Die Überwachung der Energieeffizienz ist die grundlegende Kennzahl, die alle Immobilieneigentümer und Investoren messen sollten, um die ESG von Gewerbeimmobilien zu erreichen. In der Studie der NORD/LB Real Estate Finance wird deutlich, dass für die Erreichung der Klimaziele der Wandel hin zu einer kreislauffähigen Bau- und Immobilienwirtschaft sowie die Sanierung des Bestandes unerlässlich sind. Außerdem wird eine deutlich verbesserte Datenbasis benötigt.


Kohlenstoff-Fußabdruck: Dieser rückt weiter in Perspektive. Er misst die Gesamtemissionen von Kohlendioxid (CO2) und anderen Treibhausgasen durch den Betrieb eines Unternehmens bzw. Gebäudes in einem Jahr. Der Bausektor ist weltweit für fast 40 % der energiebezogenen Kohlendioxidemissionen aus dem Bau und Betrieb von Gebäuden verantwortlich. Die Berechnung des Kohlenstoff-Fußabdrucks eines Unternehmens wird auch zu einem immer wichtigeren Kriterium bei Finanzierungs-, Kooperations- oder Förderentscheidungen.


Innenraumluftqualität: Diese Kennzahl hat in der COVID- und Post-COVID-Ära extrem an Bedeutung gewonnen, als Untersuchungen zeigten, dass das Coronavirus auch über Aerosole übertragen werden kann. Im Jahr 2020 führte die Luftverschmutzung in Haushalten weltweit zu etwa 3,2 Millionen Todesfällen pro Jahr. Spezielle technische Hilfsmittel können die laufende Gebäudeausführung für verschiedene Schadstoffe messen.

Belegungsraten: Leistungsstarke Gebäude sind nicht nur energieeffizient oder sauber belüftet, sondern auch belegt, da nicht genutzte Immobilien dem Unternehmen finanzielle Verluste bescheren und sich negativ auf die Umwelt auswirken.


Fluktuation von Mitarbeitern und Mietern: Bei Immobilien geht es in erster Linie um Menschen. Daher ist auch die soziale ESG-Komponente von wesentlicher Bedeutung. Immobilieneigentümer und -investoren müssen auf eine faire Behandlung des Personals, vielfältige Einstellungen, pünktliche Zahlungen und die Abgabe von Steuern achten, ebenso wie auf die Kontrolle der Belegung, ein günstiges Mietmanagement usw.


ESG-Regulatorik: Neue Dynamik für den PropTech-Markt


Mit den rasant gestiegenen Anforderungen an Transparenz, Messbarkeit und Daten durch die ESG (Environmental Social Governance)-Regulatorik treten PropTech-Lösungen immer weiter in den Fokus. Das führt blackprint in seinem Report darauf zurück, dass 2021 mit mehr als 156 Millionen Euro der Großteil des Venture Capitals (VC) in PropTechs mit dem Fokus "Betreiben & Verwalten" geflossen ist. An zweiter Stelle stünde der Bereich "Planen, Bauen & Sanierung" mit rund 130 Millionen Euro, um Lösungen rund um die Circular voranzutreiben.


An dritter Stelle steht der Bereich "Smart Building", in den im vergangenen Jahr knapp 127 Millionen Euro investiert wurden. Gefolgt von "Konzept & Services" (rund 76 Millionen Euro) und "Investment & Transaktionen" mit knapp 72 Millionen Euro. Den Rest teilen sich die Bereiche "Sonstige" (zirka 58 Millionen Euro) und "Vermitteln & Vermarkten" (rund 45 Millionen Euro). Der Trend zeigt deutlich: Das Finanzierungsvolumen und die Anzahl der Finanzierungsrunden werden weiter stark zunehmen, und die veränderten politischen Anforderungen sowie die Regulatorik verleihen dem Markt eine neue Dynamik. Vor allem ESG wird dem Report zufolge eine weitere Digitalisierungs- und Transformationswelle auch bei gestandenen Unternehmen auslösen.


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